oder auch: Wie man als Hardware-Hersteller ein Chaos vermeiden kann

Wir diskutieren hier mal anhand eines schlechten Beispiels das ganze durch und zeigen dabei, wie man es besser machen kann.

Nicht dass ein falscher Eindruck entsteht: es geht hier nicht um ein bestimmtes Produkt eines bestimmten Herstellers, es gibt viele Produkte und viele Hersteller, für die gute Typenbezeichnungen eine Herausforderung sind!

Der Anfang

Angenommen ein Hardware-Hersteller bringt eine neue 54MBit/s Wireless-LAN-Karte heraus. Dann stellt sich natürlich das Problem, wie man das Kind denn nun nennt.

Nun, man könnte es einfach "54Mbit/s Wireless-LAN-Karte nach IEEE 802.11g" nennen, aber das ist

Also, es muss eine eindeutige Typenbezeichnung her. Nehmen wir einfach mal WG511. ;)

Soweit so gut. WG511 ist ne handliche Typenbezeichnung.

Das Problem entsteht

Das Problem ergibt sich aber, wenn der Hersteller dann irgendwann merkt, dass der Chipsatz von M. doch 1 Dollar billiger zu haben ist als der von P., der seither in der WG511 verwendet wurde (und bei großen Stückzahlen rechnet sich das für ihn).

Tja, was nun?

Die WG511 war ja schließlich sehr beliebt und hatte einige gute Tests und Kritiken. Auch Linux-User kauften Sie gerne, auch wenn der Hersteller nix von Linux wissen will. Es reicht ja, wenn sie funktioniert.

Also will man das neue Ding auch WG511 nennen, sowas will man ja nicht kampflos aufgeben.

Kein Problem sagt sich der Hersteller, wir packen einfach die neue Windows-Software auf die CD, schreiben irgendwo noch klitzeklein "v2" auf die Packung und gut ist, wird schon keiner merken. Ähnlich bei weiteren Versionen, nur eben mit v3 usw.

Man kann auch noch an diversen Lokationen unterschiedliche Karten produzieren, z.B. in China die eine Sorte und in Taiwan die andere...

Was übersieht der Hersteller?

Dass der Handel (die ganze Kette: Distribution/Großhandel, Händler, Endkunde, 2nd-Hand, ...) gerne mal dieses "v2" übersehen und in Ihren Angeboten / Katalogen / Datenbanken / Anfragen einfach weglassen - wird schon nicht so schlimm sein.

Besonders gerne weggelassen werden dabei so Anhängsel wie "-2" / "b" / "+" oder Zusätze wie " v2" oder "rev2".

Und was für nen Chipsatz das Ding drauf hat, steht ja eh nirgends, nichtmal im Datenblatt auf der Herstellerhomepage - wie sollte es dann irgendwo im Handel stehen, selbst wenn guter Wille da wäre!?

Manche Hersteller machen so was auch überhaupt nicht kenntlich, man kauft dann quasi ein Überraschungsei, ohne es zu wissen!

Die Leidtragenden

Die Leidtragenden sind dann v.a. die nicht-Windows-Benutzer, die auf einmal unter gleicher Typenbezeichnung ne völlig andere Karte erhalten als vor wenigen Monaten. Der bewährte Treiber tut dann nicht mehr und das Basteln / die Treibersuche / die Hardwaresuche geht von vorne los. Manche geben nach der 3. nicht funktionierenden Karte dann irgendwann mal auf.

Die Windows-Benutzer merken es möglicherweise auch daran, dass Treiber und Utility auf einmal anders aussehen als gewohnt - oder spätestens dann, wenn Sie beim Treiberdownload rätseln müssen, ob sie jetzt v-nix, v1 oder v2 oder v3 haben). Natuerlich hat der Treiber der v2 auch andere Bugs als der der v1 (viel Spass beim Support! Oh, ich vergass... "was fuer Support?!").

Der Handel ist auch Leidtragender. Entweder er vergeudet viel Zeit für Recherche oder er kann sich mit Reklamationen rumschlagen. Oder im Servicebereich vor Ort beim Kunden rumrätseln, warum das Ding nicht funktioniert und ob ein fehlendes "v2" auf der Karte bedeutet, dass es v1 ist - oder es einfach nur nicht draufsteht.

Wenn es dann gar nicht tut, kriegt es der Distributor zurück und freut sich ebenso. Insbesondere in der Preisklasse unter 50 EUR ist ja auch so wahnsinnig viel dran verdient, dass sich der Aufwand lohnt.

So mancher Hersteller kommt bei sowas übrigens auch selbst durcheinander, z.B. bei der Bereitstellung der richtigen Treiber/Firmware/Tools zu v1 (bzw. v-nix), v2 und v3.

Folge: Reklamationen, unzufriedene Benutzer, verstopfte Supportlines, evtl. sogar kaputte Soft- und Hardware.

Der Schuss ging also komplett nach hinten los...

Wie geht es besser?

Eindeutige Typenbezeichnung

Ganz einfach: eine Typenbezeichnung muss diesen Namen auch verdienen. Insbesondere muss sie eindeutig sein (unique - wie ein unique key in einer Datenbank).

Dazu gehört insbesondere, dass bei jeder Änderung am Produkt dies sich auch in der Typenbezeichnung niederschlägt - und zwar so, dass auch der dümmste anzunehmende {Hersteller, Händler, Kunde, Tester, ...} nicht auf die Idee kommt, diese Änderung irgendwie wegzulassen.

Da Anhängsel gerne weggelassen werden, ist dies keine Option.

Wir machen die Änderung also VORNE:

Der o.g. Vorschlag geht davon aus, dass WG und 511 aus irgendwelchen Gründen vorkommen sollen, ansonsten wäre auch folgendes ganz brauchbar:

Oder völlig losgelöst (eine Typenbezeichnung muss eigentlich nichts ausdrücken, sie muss nur eindeutig sein!):

Bindestriche, Leerzeichen, usw. stören übrigens nur Suchfunktionen, man kann sie genauso auch weglassen.

Herstellerwebseite

Dazu gehören auf die Homepage des Herstellers (und besser noch: auch auf die Packung des Produkts) folgende Angaben zu dieser Typennummer:

TypenPflege (zuletzt geändert am 2007-12-23 22:46:41 durch localhost)